Raku-Keramik ist unberechenbar. Jede Teeschale, die durch Rakubrand, entsteht ist einzigartig und keine gleicht der anderen. Auch weiß man vorher nie, welches Muster entsteht und kann nur bedingt Einfluss darauf nehmen. Raku-Keramik hat eine lange Tradition und Matcha aus einer Rakuschale zu trinken ist etwas Besonderes. Denn die Brenntechnik Raku und der Teeweg sind eng miteinander verbunden. Wir zeigen Dir in diesem Artikel, was uns so an Raku fasziniert und geben Dir einen Überblick zu den verschiedenen Raku-Techniken.
Inhalt
Herkunft und Geschichte von Raku-Keramik
Chōjirō
Raku (jap. 楽焼, rakuyaki) ist ein traditionelles Brennverfahren, dass im 16. Jahrhundert in Japan entwickelt wurde. Die Wurzeln dieser Technik liegen jedoch im Süden Chinas. Man vermutet, dass sich Raku aus der Stilrichtung susancai (3 farbige Keramik) während der Ming Dynastie weiterentwickelt hat. Der japanische Keramiker Chōjirō wird als der Begründer der Raku-Technik bezeichnet. Sein Vater, ebenfalls Keramiker, wurde in China geboren. Es wird gemunkelt, dass er seinem Sohn die susancai Technik beigebracht hat. Bis die Teeschalen von Chōjirō den Namen Raku bekamen verging jedoch noch etwas Zeit. Sein Stil wich von den zu dieser Zeit sehr filigran ausgearbeiteten, mit Malereien verzierten Teeschalen stark ab. Daher erhielten sie den Namen imayaki, was so viel wie moderne oder zeitgenössische Keramik bedeutet.
Sen no Rikyū
Neben Chōjirō gibt es eine weitere Person, die eng mit der Entstehung von Raku in Verbindung steht – Teemeister Sen no Rikyū (1522-1591). Er gilt als einer der wichtigsten Begründer der Japanischen Teezeremonie. Sen no Rikyū prägte den Begriff des wabicha, was übersetzt so viel wie „Tee des stillen Geschmacks“ bedeutet. Bei wabicha geht es um Dankbarkeit für die Einfachheit von Dingen. In Hinblick auf die Teezeremonie bedeutet dies, dass Rikyū die üppig verzierten und wertvollen Utensilien, welche meistens chinesischen Ursprungs waren, mit einfachen Alltagsgegenständen ersetzte. Auch der Teeraum wurde in seiner Ausstattung stark vereinfacht und verkleinert. Der Gast sollte sich ohne Ablenkung ganz auf die Zeremonie konzentrieren können. Den gleichen Gedanken der Einfachheit verfolgt die Raku Keramik. Es wird vermutet, dass Chōjirō und Sen no Rikyū sich kannten und austauschten. Chōjirō stellte für Sen no Rikyū besondere Teeschalen nach der wabicha Ästhetik her.
Den Namen Raku erhielt die Keramikerfamilie von dem Shogūn Toyotomi Hideyoshi. Ein Schüler Chōjirō stellte die Ziegel für den Palast Hideyoshis „Jurakudai“ her. In der Nähe dieses Palastes stand auch der Brennofen von Chōjirō. Als Dank erhielt die Familie den Namen und das Siegel Raku. Als Raku bezeichnet man heute also nicht nur die Keramik und die Brenntechnik, sondern auch die Stilrichtung.
Traditionelle Raku-Keramik in Japan
Seit über 400 Jahren wird die Raku Tradition von Generation zu Generation weitergegeben. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Vater dem Sohn die Technik beibringt oder die Rezepte der Glasuren übergibt. Jeder Raku-Meister ist gezwungen seinen eigenen Stil zu entwickeln und ist so für sich einzigartig.
Was ist das Besondere an Japanischer Keramik?
- per Hand geformt und nicht auf der Drehscheibe gedreht
- glasiert und niedrig gebrannt
- in Einkammeröfen gebrannt
Formen und Trimmen
Der Ton wird auf der Arbeitsfläche ausgebreitet und gleichmäßig mit beiden Handflächen geformt. Der Ton folgt durch den langsamen Druck der Form der Hände. So entsteht erst ein Teller und nach und nach erkennt man die Konturen einer Teeschale. Typisch für diese Schale, die traditionell in der japanischen Teezeremonie Verwendung findet, ist der ebene Boden und die geraden hohen Wände. Die handgeformte Schale schmiegt sich später perfekt in die Hände des Teetrinkers.
Die fertig bearbeitete Schale lässt der Keramiker antrocknen. Anschließend bearbeitet er die zu diesem Zeitpunkt noch sehr dickwandige Schale mit einem Spatel aus Eisen oder Bambus. Diese beiden sehr kontrastreichen Arbeitsschritte des natürlichen Formens per Hand und der Bearbeitung des Tons mit einem Werkzeug symbolisieren erneut die Ästhetik des wabicha.
„Der Weg des Tees ist nichts als dies: Zuerst kochst Du Wasser, dann machst Du den Tee und trinkst ihn.“ –Sen no Rikyu
Niedrigbrand und Glasur
Traditionell verwendet die Raku-Familie Ton aus der Umgebung von Kyoto. Seit Generationen lagert die Familie Tonproben als Referenz. Die fertigen Stücke werden bei Niedrigtemperatur gebrannt. Der Ton behält so eine gewisse Porösität. Die Wärme des Tees kann in diesen Schalen länger gehalten werden. Diese Beschaffenheit ist insbesondere bei der Zubereitung von Koicha (dickflüssigem Matcha) von Vorteil. Der Brand erfolgt bei ca. 1000 °C. Traditionelle Rakuöfen besitzen jedoch kein Thermometer als Referenz. Erfahrung ist das einzige Messinstrument. Auf dem Höhepunkt des Brandes nimmt der Keramiker die Stücke rotglühend aus dem Ofen und lässt sie abkühlen. Dieser letzte Schritt unterscheidet die traditionelle, japanische Raku-Technik von der ca. 350 Jahre später entwickelten westlichen Raku-Technik.
Schalen nach der traditionellen Methode stellt der Keramiker Hendrik Schöne her. Wir haben Hendrik letztes Jahr in seiner Werkstatt besucht. Seine Teeschalen formt er von Hand und brennt sie traditonell im Holzofen.
Westliche Raku-Keramik
Entstehung
Das westliche Raku entwickelte sich, vor allem durch die Arbeit von Bernard Leach und Paul Soldner in der Mitte des 20. Jhd vornehmlich in Amerika und Europa. Im Gegensatz zum traditionellen Raku, bei dem die Keramik heiß aus dem Ofen geholt wird und anschließend abkühlt, gibt es beim westlichen Stil eine Nachreduktion. Da man bei dieser Methode mit relativ kleinen Öfen arbeiten kann, entwickelte sich das westliche Raku zu einem Trend in den 50er und 60er Jahren. Westliche Keramiker hatten keine genaue Vorstellung wie der traditionelle Raku-Brand funktioniert und entwickelten so eine eigene Technik, welche bis heute praktiziert wird.
Technik
Die geschrühte (Vorbrand, ca. 700 °C) Ware wird, entweder glasiert oder unglasiert, meist in einem Gasbrennofen bei ca. 900 – 1000 °C gebrannt. Im Anschluss holt man die glühende Keramik mit einer langen Zange aus dem Ofen und sobald kein Blasenwurf mehr zu sehen, wird sie in einen hitzebeständigen Behälter gegeben. Dieser Behälter, zum Beispiel eine Metalltonne mit Deckel, ist gefüllt mit organischem Material (Sägespäne, Laub, Stroh, etc.). Durch den Rauch und den Sauerstoffentzug entsteht eine reduzierende Atmosphäre. Da bei dieser Art zu Brennen viel Rauch entsteht, brennt man meist im Freien. Der sich entwickelnde Rauch (Kohlenstoff), der Sauerstoffentzug, sowie die im organischen Material enthaltenen Mineralien wirken stark auf den Tonscherben und die Glasur ein. Durch die stark reduzierende Umgebung entzeiht man der noch weichen Glasur Sauerstoff. Dadurch ändert sich teilweise die chemische Zusammensetzung und es kann zu einer Farbänderung der Glasur kommen. Außerdem dringt der Kohlenstoff durch die Haarrisse (Krack) in der Glasur und lagert sich im Tonscherben ab. So entsteht die für Raku so typische Krakelee.
In diesen Videos siehst du wie Franziska Raku-Keramik im Gasbrennofen herstellt.
Fazit
Sowohl die traditionelle als auch die westliche Technik zur Herstellung von Raku-Keramik liefert beeindruckende und einzigartige Stücke, die einen ganz besonderen Reiz versprühen. Durch seine Außerordentlichkeit ist die Raku-Brandtechnik der perfekte Ausdruck im Zusammenspiel von Mensch, Natur und Zufall.
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Wir führen in unserem Sortiment eine kleine Auswahl an ausgewählten Stücken von der Leipziger Keramikerin Franziska M. Köllner. Ihre Passion ist es, traditionelles Keramikhandwerk und jahrelange künstlerische Erfahrungen mit modernen Einflüssen zu verbinden. Nicht nur wir sind von ihren Stücken fasziniert. Sobald die Stücke unseren Laden erreichen sind sie meist auch schon wieder vergriffen. Wir haben für Dich eine Auswahl von Franziskas Stücken zusammengestellt.
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QUELLEN
Raku – Keramikerin Franziska M. Köllner
Raku – A legacy o Japanese Tea Ceramics | ISBN: 978-4-86152-5, 2015 Japan