BESUCH BEI FAMILIE HAYASHI
TEEGARTEN HAYASHI, KIRISHIMA
Ich freue mich wie eine japanische Winkekatze (= jap. Manekineko, 招き猫) auf das Wiedersehen mit Familie Hayashi. Es ist bereits mein 3. Besuch in Kirishima (Bericht 2017 lesen) und auch Shutaro Hayashi war schon auf Besuch bei uns in Dresden.
Am Morgen unseres Besuches fahren wir mit dem Zug von Kagoshima nach Kirishima um im Anschluss vom sogenannten Jumbo Taxi abgeholt zu werden.
Die Strecke führt uns durch grüne Wälder und schlängelt sich immer mehr in die aus Vulkangestein gebildeten Berge. Aprupt endet unsere Reise vorläufig auf einer der Bergstraßen, denn ein Baum liegt quer auf der Straße und wir kommen nicht weiter. Doch Hilfe aus dem örtlichen Holzsägewerk ist nur einen Telefonanruf weit entfernt. Auch heute begleitet uns wieder der an den Hängen klebende Regen, welcher nicht untypisch für Japan ist.
Dou itashimashite
Nachdem der Baumstamm geräumt ist und wir im Teegarten der Familie Hayashi angekommen sind, werden wir als erstes von Kenji, dem kleine Bruder von Shutaro, begrüßt. Wie schon vor zwei Jahren sind seine ersten Worte zu uns „Lange nicht gesehen“. Die deutsche Begrüßung und das Wiedersehen wärmt mir das Herz.
Wir fahren direkt weiter in eine der größeren Teefabriken, in der mehrere Bauern ihre Tees verarbeiten. Dort treffen wir auf Shutaro, der gerade Tee der Strauchsorte Yabukita verarbeitet. Er heißt uns herzlich willkommen und alle werden mit einer Umarmung empfangen. Das ist sehr selten in Japan und zeigt auch wie sehr sich der Kontakt mit den Jahren intensiviert. Es sind immer die kleinen Dinge, die einem im Gedächtnis bleiben.
Japanischer Schwarztee
Er hat die Verantwortung für die Fertigungsstätte übernommen. Sie ist viel größer und moderner, als die kleine Anlage der Hayashis. Durch die neuen Möglichkeiten des größeren Fabrikbetriebes, möchte Shutaro die familieneigene Manufaktur auf die Produktion von Schwarztee spezialisieren.
Diese Idee lässt mein Teeliebhaber-Herz höher schlagen, denn wer mich kennt, weiß wie sehr ich japanische Schwarztees liebe. Vor allem der blumig-fruchtige Schwarztee der Familie Hayashi (Kirishima Miumori Koucha Bio) ist sehr elegant und hat es mir besonders angetan. Die Aromen dieses Tees sind so abgerundet und einzigartig, dass sie sich mit keinem anderen Schwarzentee vegleichen lassen.
Die Teeproduktion
Wir laufen durch die verschiedenen Verarbeitungshallen und dürfen uns jeden Arbeitsschritt genau anschauen. Vom Dämpfen der Blätter, über verschiedene Auflockerungsmaschinen, die Rollung, Trocknung und das Verpacken.
Shutaro entnimmt jedem Produktionsschritt eine Hand voll frischer Blätter und lässt uns damit nachvollziehen wie sich der Geruch und die Konsistenz der Blätter verändert. Ihn zu beobachten begeistert mich jedes mal, denn er ist ganz in seinem Element. Beinahe wirkt es so als würde er zwischen den Maschinen hin und her schweben. Seine Zufriedenheit ist ansteckend.
BioLogischer Teeanbau
Mit Kenji fahren wir zum Teegarten der Familie Hayashi zurück und besuchen als erstes einen kleineren von Bäumen umsäumten Garten. Dort wurde seit meinem letzten Besuch im Jahr 2017 ein neues Feld der Strauchsorte Asanoka angelegt. Dafür mussten zu nächst ein paar Bäume entfernt und die Erde 2 Meter tief umgegraben werden, um alle Wurzeln herauszulösen.
Im Anschluss wurden beeindruckende 12.000 Stecklinge von Hand gesetzt. Mit der ersten kleinen Ernte ist in ca. 5 Jahren zu rechnen, erzählt Kenji. Wir kommen wieder, das versprechen wir.
Im Bioanbau dauert es sehr lange bis ein frisch angelegtes Feld das erste Mal geerntet werden kann. Familie Hayashi setzt ihren Fokus dabei auf alte Strauchsorten. So sind aktuell viele Parzellen neu angelegt worden.
Pflanze, Bauer, Tasse
Wir wollen weiter, jedoch hat es sich unser Jumbo Taxi anders überlegt. Der Fahrer hat sich so festgefahren, dass er sich nicht mehr selbst befreien kann. Wir nutzen diese Auszeit und laufen zurück zur Teefabrik der Familie Hayashi.
Dort verkosten wir den Aracha Shincha mit Blick auf die am 28. April, also nur vor wenigen Tagen geernteten Asastuyu Felder. Dieser direkte Bezug zwischen Pflanze, Teebauer und fertigem Tee sind mir sehr wichtig. Alle 3 Komponenten gleichzeitig an einem Ort zu verbinden ist eine große Bereicherung.
Aracha Shincha 2019
Der Geschmack des diesjährigen Aracha Shinchas ist wieder ganz anders als im Vorjahr. Das Umami ist stark ausgeprägt und er besitzt eine fast schon ölig, weiche Konsistenz. Eine sehr große Leistung. Mittlerweile ist der Tee auch bei uns in Dresden eingetroffen, aber es dauerte etwas bis er das Land verlassen konnte.
Denn in Japan war zu diesem Zeitpunkt gerade Goldene Woche (= jap. Ōgata Renkyū, „große Feiertagsserie“) zu welcher quasi das ganze Land still steht. Durch die Abdankung des Kaisers und der Ausrufung der Reiwan-Ära (= „schöne Harmonie“, 令和) erhielten die Japaner noch zusätzliche freie Tage, was in Summe fast 10 Feiertage am Stück ergab. In dieser Zeit sind staatliche Einrichtungen wie z.B. die Post geschlossen.
PRODUKTE DER FAMILIE HAYASHI BEI UNS IM SHOP
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Teezeremonien, Matchaeis, Teeernte, Froschkonzerte, Keramikmeister, Edo-Häuser, Onsen-Eier und vieles mehr ist Elke schon in Japan begegnet. Was wird es wohl das nächste Abenteuer sein? Finde es heraus und folge TEERAUSCH bei Instagram