Es gibt keinen schöneren und einzigartigeren Ort als Yakushima um meine Reise zu beenden und den letzten Teegarten zu besuchen. Yakushima liegt ca. 150 km südlich von Kagoshima Stadt und ist in ca. 2 Stunden mit der schnellen Fähre von dort aus zu erreichen. Yakushima ist ein bisschen magisch. Die Insel scheint von Weitem aus einem grünen Berg zu bestehen. Man sagt, „ es regnet 35 Tage im Monat“. Durch die hohen Niederschläge vor allem im Frühling und Sommer erhält die Vegetation ihr strahlendes Grün – die dominierende Farbe der Insel. Der Durchmesser beträgt lediglich 28 km. Die Tier- und Pflanzenvielfalt ist beeindruckend. Viele seltene Pflanzen und Tiere haben hier in zu Hause auf dieser Insel mit ihrem eigenen Ökosystem. Wohl mit am beeindruckendsten sind die teilweise jahrtausende-alten Zedernbäume die über die Insel verteilt in den Wäldern zu finden sind. So ein Baum verleiht einem ein sehr ehrfürchtiges Gefühl, wenn man vor ihm steht. Was ein Baum mit einem Alter von über 2500 Jahren wohl schon so alles erlebt hat?
Als ich vor zwei Jahren hier war habe ich mich ein Stück in diese Insel, die Natur mit grünen Bergen, schroffen Granitsteilküsten und endlosen Sandstränden verliebt. Hier habe ich damals meine erste Grünteeernte in Japan miterlebt. Der Duft der uns entgegenstieg als wir aus dem Bus ausstiegen hat sich tief in meinen Kopf eingeprägt. Das Bild der Erntemaschinen, der Verarbeitung in der Fabrik, die Feuchtigkeit in der Halle, die Geräusche, der Dampf hat sich in mein Gedächtnis tief verankert. Dabei taucht auch immer wieder das Gesicht von Mankichi Watanabe in meinen Erinnerungen auf, wie er von einer Maschine zur nächsten geht, eine Handvoll Teeblätter herausnimmt um den Status der einzelnen Produktionsschritte zu kontrollieren. Er erscheint dabei zu tiefst zufrieden und glücklich.
Dieses Jahr besuche ich Mankichi Anfang Mai, also vier Wochen später im Erntezyklus, als vor zwei Jahren. Die Ernte der Shinchas sind bereits abgeschlossen und die Erntemaschinen sind schon positioniert, warten bereits auf den zweiten Erntedurchlauf. Ich bin ein bisschen aufgeregt, da mein Besuch ohne Dolmetscher stattfindet. Tobias und Dietmar von Marimo sind bereits auf dem Weg nach Deutschland. Unsere Unterkunft ist nicht weit von dem Teegarten entfernt und so erreichen wir den Teegarten in wenigen Minuten. Wir sind etwas zu früh, begrüßen kurz zwei Mitarbeiter und gehen erst einmal in die Gärten, die direkt hinter der Fabrik liegen. Die einzelnen Teefelder von Mankichi liegen umgeben von Wald dicht beieinander. In der Ferne sieht man die hohen Berge von Yakushima. Sechs Gipfel erreichen eine Höhe von über 1800 m. Die Distanz zum Meer ist kurz, um so beeindruckender ist der Anblick. Die Felder sind alle bereits abgeerntet. Dennoch strahlt uns das Grün entgegen. Wir genießen es uns frei durch die Felder bewegen zu dürfen. Betrachten die Blätter der einzelnen Strauchsorten und das Wachstum für die zweite Ernte. Dabei schweift unser Blick immer wieder in Richtung Berge. Die Atmosphäre in diesem Teegarten ist einzigartig.
Wir gehen zurück in den kleinen Teeladen und treffen dort auf Frau Watanabe. Die Kommunikation am Anfang ist etwas schwierig, obwohl wir angekündigt wurden können wir so richtig nicht zugeordnet werden. Um die Situation aufzulösen reichen meine Japanisch-Kenntnisse leider noch nicht. Wir schauen uns im Laden um, der neben Tee auch eine kleine Auswahl an Keramik und Seidenpapierdosen enthält. Frau Watanabe lädt uns auf ein Matchaeis und einen kalten Matcha ein. Das Matchaeis ist das Beste das ich je gegessen habe – noch unvergessen in meiner Erinnerung vom letzten Besuch. Bevor wir gehen übergebe ich mein kleines Gastgeschenk und bedanke mich das ich den Teegarten besuchen durfte.
Teil des Geschenks ist ein Foto von mir und meinem Team im Laden auf dem jede ihren Lieblingstee von Watanabe in der Hand hält. Dazu zeige ich Bilder vom Teerausch auf dem Handy. Und so langsam fällt der Groschen. Die Lösung liefert am Ende eine meiner Teefiguren die ich auch schon bei meinem letzten Besuch im Gastgeschenk hatte. So kommt eins zum anderen. Auf einmal verschwindet Frau Watanabe und kommt mit einer Zeitung zurück und deutet auf ein Foto. Das Foto zeigt die Gruppe vom letzten Besuch und mich im Laden der Watanabes. Ich bin beeindruckt in einer japanischen Zeitschrift gelandet zu sein. Wir alle lachen viel. Und nun wird auch Mankichi herbei gerufen. Auch er kann sich an mich erinnern und freut sich sehr über meinen erneuten Besuch. Er erkundigt sich über meinen Laden und Dresden. Er ist sehr interessiert. Das letzte Mal habe ich einen Reiseführer auf Japanisch über Dresden mitgebracht. Und so konnte am Ende alles wieder zusammengefügt werden. Ich zu meinem Laden in Dresden. Zu Marimo. Und zu meinem letzten Besuch. Am Ende halten wir alles in einem Gruppenfoto fest. Ich komme wieder! Oder Mankichi besucht uns in Dresden – hat er gesagt.
Der Shincha von Mankichi ist bereits auf dem Weg nach Deutschland und kommt relativ zeitgleich mit mir in Dresden an. Ich bin gespannt und freue mich schon auf den Moment, wenn ich die erste Tüte öffne, den Duft einatme und in Gedanken zurück gehe an diesen wundervollen Ort – Yakushima.
Du möchtest mehr über Mankichi und seinen wunderschönen Teegarten erfahren? Dann besuche die Seite von Marimo.