Schöne Teekeramik – Zu Besuch bei Keramiker Hendrik Schöne

Die Faszination für schöne Teekeramik kommt Hand in Hand mit der Begeisterung für guten Tee. Denn was entspannt mehr, als seinen berauschendsten Tee aus einer atemberaubenden Teeschale zu trinken.

Seit Beginn dieses Jahres haben wir die unverwechselbare Teekeramik von Hendrik Schöne im Angebot. Und da wir gerne wissen wollten wo unserer Einzelstücke herkommen, haben wir uns im Mai auf den Weg nach Zittau gemacht um mehr über Hendrik und seine Art der Töpferei zu erfahren. Im Gepäck viele Fragen, Neugierde und Golden Yunnan.

Erst einmal zu deiner Person: Wie bist du eigentlich zum Töpfern allgemein gekommen?

Ich wollte ursprünglich studieren, um Restaurator für Architekturfassung zu werden. Aus politischen Gründen bekam ich in der DDR jedoch keinen Studienplatz. Um Klarheit über meinen weiteren Lebensweg zu erlangen, lief ich zu Fuß von Thüringen aus etwa 3000 km bis nach Budapest. Auf diesem Weg begegnete ich einer angehenden Keramikerin. Ihre Schilderungen begeisterten mich, sodass ich mich nach meiner Rückkehr auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz machte. Auch das gestaltete sich nicht leicht, da diese eigentlich den Familienmitgliedern der Töpferfamilien vorbehalten waren. Nach zweijähriger Suche fand ich schließlich einen jungen Keramikermeister, der mir anbot, mich auszubilden, wenn ich im Gegenzug sein Haus baute. So konnte ich mich bei ihm ausbilden lassen, wurde kurz nach der Wende allerdings entlassen. So musste ich nochmals zwei Jahre lang nach einer neuen Ausbildungsstelle suchen, die ich im Jahr 1992 endlich fand. 1994 machte ich dann meinen Gesellenabschluss und schloss 1999 die Meisterschule ab. Selbstständig bin ich bereits seit 1997 und seitdem lebe und arbeite ich auch in meinem aktuellen Haus.

Seit wann und warum fertigst du Teekeramik? Was fasziniert dich daran?

Tee trinke ich bereits seit meinem sechsten Lebensjahr, da mein Vater immer nur Tee getrunken hat. Natürlich war es in der DDR nicht gerade leicht, an eine gute Qualität zu kommen. Doch bereits während dieser Zeit entdeckte ich meine Liebe zu Golden Yunnan, den ich in meiner Grundwehrzeit sogar als starken Sud getrunken habe, der regelrecht berauschend wirkte. In meiner Jugend interessierte ich mich außerdem bereits für asiatische Kunst und Kultur. So war mir als selbstständiger Keramiker schnell klar, dass ich Teeschalen fertigen möchte. Dabei reizten mich vor allem die alten japanischen Techniken und auch der Holzbrand, was die ursprünglichste und älteste Brenntechnik in der Keramikherstellung ist.
Das Wissen für meine Arbeit habe ich mir dabei selbst angeeignet. Ein Keramikerkollege und guter Freund, dem ich 2010 begegnete, lehrte mir aber viel und seine Einflüsse prägen meinen Arbeitsprozess noch heute.

Ich glaube, dass der Höhepunkt der japanischen Keramik die Teeschale ist; sie ist ein Symbol für die Vereinigung des Schönen und des Gebrauchs. Die Schönheit einer Schale kann man erst begreifen, wenn man aus ihr trinkt. Es ist nicht mit dem Sehen getan, man muss daraus trinken, sie in die Hand nehmen und ihre Schönheit auskosten.  – Kaneshige Yuko

Woher nimmst du deine Inspiration? Bereitest du neue Stücke bewusst vor oder lässt du deiner Kreativität einfach freien Lauf?

Ich gehe eigentlich nie mit einem konkreten Plan an die Fertigung heran. Am ehesten habe ich eine bestimmte Teesorte im Kopf, für die ich eine Schale fertigen möchte. Während des Arbeitens spielen Emotionen und meine Gedanken eine große Rolle. Es geht also für mich viel mehr darum, dem Geist Freiheit zu geben und weniger einem Plan zu folgen.

Bitte erzähl uns kurz etwas zu deiner Keramik. Was macht sie in deinen Augen besonders und wie sieht eigentlich der Herstellungsprozess aus?

Zuerst muss die Keramik geformt werden. Für Teeschalen mache ich das mittlerweile nicht mehr auf der Töpferscheibe, weil ich einen entschleunigteren Fertigungsprozess gesucht habe. Stattdessen forme ich die Rohtonmasse, die ich selbst sammle, mit den Fingern zu einer Schale aus. Dies entspricht der alten asiatischen Art der Fertigung, die mich sehr fasziniert. Das Ausformen dauert etwa eine Woche und ist wirklich ein meditativer Prozess. Dabei fertige ich allerdings oft bis zu drei Schalen parallel, da so manches Stück auch mal eine Pause benötigt. Da der Rohton naturbelassen und nicht gesiebt ist, stoße ich beim Formen auch auf Steine oder andere Bestandteile, die den Prozess dann beeinflussen. So ist jede Schale einzigartig und ich kann meine Emotionen in das Stück einfließen lassen.

Auch meine Glasuren fertige ich selber. Dafür sammle ich z. B. Hölzer oder anderes Pflanzenmaterial und verbrenne es zu reiner Asche. Auch aus zermahlenen Steinen stelle ich Glasuren her. Und erst, wenn die Schale fertig geformt ist, entscheide ich, welche Glasur zu ihr passt.

Abschließend brenne ich meine Schalen. Ich habe kleinere Öfen, in denen ich Schalen etwa einmal alle zwei Monate für jeweils 24 Stunden brenne. Eine Besonderheit ist mein großer Ofen. Da die Keramik in ihm 72 Stunden lang ohne Pause brennen muss, habe ich das bisher lediglich im März und Oktober gemacht. Ab diesem Jahr findet dieser Vorgang nur noch im August statt. Da ich das natürlich nicht alleine stemmen kann, benötige ich 6-8 Kollegen. Und dafür veranstalte ich bereits seit 2013 ein internationales Symposium, das schon 54 Kollegen aus 14 Ländern besucht haben. So wird das Brennen zu einer richtigen Großveranstaltung, die mit einer Ausstellung der gebrannten Stücke auf meinem Mühlengelände abgeschlossen wird.

Das Holz für den Ofen spalten wir in tagelanger Arbeit ebenfalls selbst und auch das Einbauen der Keramik in den Ofen nimmt etwa eine Woche in Anspruch. Nach dem Brennvorgang kühlt der Ofen dann noch 4 Tage lang aus, danach können die Stücke entnommen und nochmals abgeschliffen werden.

Ganz besonders ist der vordere Bereich des Ofens, in dem das Feuer bis zu 1520 °C heiß wird. Dank der dadurch entstehenden Kräfte können dort unglasierte Schalen mit der sogenannten Ascheanflug-Glasur veredelt werden.

Hat sich an deiner Art und Weise, Keramik herzustellen, über die Zeit etwas verändert? Gab es eventuell Einflüsse, die dich geprägt haben?

Ich forme Teeschalen wie gesagt mittlerweile nur noch per Hand aus, für alle anderen Stücke nutze ich weiterhin die Töpferscheibe. Ein wichtiger Einfluss in meinem Leben war Wendelin Stahl, bei dem ich in den 90er-Jahren mehrere Praktika machen und auch leben durfte. Aus meiner Ausbildung war ich es gewohnt, 70-100 Keramikstücke pro Tag zu fertigen. Bei Wendelin Stahl lernte ich die Faszination der entschleunigten Fertigung kennen. Er arbeitete außerdem vor allem mit chinesischen Glasuren, was mich ebenfalls prägte. Leider verstarb er im Jahr 2000, aber sein Einfluss war sicher mitbestimmend für meine Entwicklung hin zu mehr Ruhe im Arbeitsprozess. So fühle ich mich mit dem Material mehr verbunden und kann meine Gedanken und Emotionen einfließen lassen. Das erweckt die Schale regelrecht zum Leben.

Gibt es etwas, das du in Zukunft gerne herstellen möchtest oder existieren sogar schon konkrete Pläne?

Ja, ich möchte einen Dragon Kiln, also einen Drachen-Töpferofen bauen. Dabei handelt es sich um eine lange Kammer, die geneigt an einem Hang liegt. Für den Bau suche ich aktuell noch nach 30 Kollegen, von denen jeder einen Meter bezahlen soll. Sobald er fertiggestellt ist, möchte ich mit Keramikern aus aller Welt alle 2 Jahre Keramik ganz ohne Glasuren auf die ursprünglichste Form in diesem Ofen brennen. Die darin gebrannten Stücke werden dann den mitwirkenden Kollegen als eine Art Wanderausstellung mitgegeben.

Wie kamst du zum TEERAUSCH bzw. wie kam TEERAUSCH zu dir?

Meine Tochter lebt gleich bei euch um die Ecke und auch ich bin schon seit einigen Jahren Kunde. Bereits 2018 fragte ich wegen meiner Schalen bei euch an, aber tatsächlich habe ich es erst ein Jahr später endlich auch in die Tat umgesetzt. Und ich muss wirklich sagen, dass der Teerausch unter allen mir bekannten Teeläden mit seiner klaren Gestaltung der schönste ist. Ich habe euch auch schon fleißig weiterempfohlen.

Zu guter Letzt: Trinkst du gern Tee? Wenn ja, welchen und gibt es darüber hinaus vielleicht sogar eine kleine Teeweisheit, die du mit uns teilen möchtest?

Tee ist in vielen Varianten mein Tagesbegleiter. Am meisten trinke ich grünen Tee, bspw. beim Arbeiten oder nach dem Aufstehen. Abends bevorzuge ich Golden Yunnan.

Ich habe mir sehr viele Zitate großer Tee- und Keramikmeister notiert. Mein Leitmotiv stammt allerdings von den Ureinwohnern der argentinisch-chilenischen Anden: „Die Zeit wird kommen für das, was du anstrebst.“.

Vielen Dank lieber Hendrik, dass Du uns mit so viel Herzlichkeit in dein Atelier gelassen hast. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch mit viel Tee, Hirtentäschel, veganer Erdnusseiscreme und auf all die schöne Teekeramik aus deinem großen Ofen.

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