Reisebericht Japan 2019: Teegarten Sakura-No En

 

BESUCH BEI FAMILIE MATSUMOTO

TEEGARTEN SAKURA-NO EN, KUMAMOTO

Es ist mein zweiter Besuch im Teegarten von Matsumoto-san. Das letzte Mal habe ich ihn 2017 (Bericht 1. Besuch) besucht. Wir fahren gemeinsam mit dem Zug von Kagoshima in Richtung Kumamoto. Matsumoto-san holt uns in Begleitung seiner kleinen Schwester ab. Mit zwei komplett besetzten Autos fahren wir Richtung Teegarten. Auf engen, kurvenreichen Straßen winden wir uns in die Berge.  Das Wetter spielt heute leider nicht so richtig mit. Es regnet ohne Pause. 

Die Atmosphäre ist trotz eingeschränkter Sicht und Regen eindrucksvoll. In der Ferne klebt der Nebel fleckig an den Berghängen. Als erstes besuchen wir ein Feld das bereits geerntet wurde. Es ist ein Zairai Feld, das heißt, dass man die Sträucher mit Samen gezogen hat. Samengezogene Felder erkennt man sehr leicht an den unterschiedlichen Grüntönen und Größen der Blätter. Hier den richtigen Erntezeitpunkt zu finden ist nicht so einfach.

DIE TEEERNTE 2019

Die Ernte ist dieses Jahr nicht so üppig wie sonst ausgefallen. Die Temperaturen im Winter waren kühler wodurch das Wachstum der Blätter gebremst wurde. Die Ernte beträgt ca. ein Drittel weniger als letztes Jahr .

Wir fahren zurück zum Haus der Familie Matsumoto. Gemeinsam sitzen wir auf Tatamis in einem alten, traditionellen japanischen Haus und schauen nach draußen in den Garten. Wir hören wie sich das friedliche Prasseln des Regens mit dem grimmigen Rauschen des Flusses am Hang mischt.

Matsumoto-san bereitet uns verschiedene seiner Tees zu. Wir lauschen seinen Worten und genießen den Blick ins Grüne.Ein alter in Japan sehr bekannter Kalligraphie-Meister hat ihm einen Schriftzug geschenkt auf dem steht „ruhig betrachten“. Die Atmosphäre ist perfekt.

SHINCHA 2019 Sakura-No Moe

Die Blätter von der Strauchsorte Yabukita für unseren Shincha Moe wurden bereits am 22. April geerntet. Sobald Matsumoto-san denkt, dass der Zeitpunkt für die Ernte richtig ist, wartet er noch einen weiteren Tag. Denn es ist ihm schon oft passiert, dass er mit der Erntemaschine am Reihenanfang startet hat  in der Mitte der Reihe feststellt, dass die Blätter dort noch viel kleiner sind, als die am Anfang. Er gibt uns einen lebhaften und echten Einblick in seine Arbeit. Matsumoto-san ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Shincha Moe dieses Jahr. Der Tee hat Tendenz in Richtung Fukamushi, ist also tiefer gedämpft.

In Japan gibt es viele Begriffe für verschiedene Grüntöne. MOE bedeutet so viel wie helles Frühlingsgrün.  Die Ernte besteht aus eher kleineren, zarten Blättern.

Die Finalverarbeitung macht Matsumoto-san bei diesem Tee selbst. Anders als bei seinen anderen Teesorten, dort gibt er die geernteten Blätter an eine Fachfirma weiter um den Tee zu veredeln. Somit ist der MOE auf den ersten Blick nicht perfekt. Aber wenn doch einmal ein kleines Ästchen durch die Sortierung rutscht und am Ende bei uns zu Hause in der Teetüte landet, ist das für ihn ein Glückssymbol. Denn es zeigt, dass der Tee mit einfachen Mitteln und viel Sorgfalt produziert wurde. Das Ästchen erzählt seine Geschichte.

MATSUMOTOS HANDSCHRIFT

Die Tees von Matsumoto-san haben einen besonderen einmaligen Charakter. Seine Handschrift ist eindeutig zu erkennen. Wir fragen ihn woran das liegt. Er verfolgt zum einen die Idee ursprüngliche, wilde Tees zu produzieren. Er arbeitet viel mit Zairai-Sträuchern (=samengezogen). Viele der anderen Teebauern haben diese Sträucher vor etlichen Jahren entfernt und auf sortenreine Felder umgesetzt. Matsumoto-san dagegen möchte Tees nach dem Vorbild der alten Meister, wie Sen nu Rikyu, produzieren. Mit Ecken und Kanten, roh und wild. Er verzichtet fast komplett auf Biodünger und lässt die Pflanzen damit frei wachsen. Er vergleicht diese Vorgehensweise mit dem Stopfen einer Gans. Auch eine Biogans will nicht gemästet werden.

 Dazu kommt, dass er seine Tees abends erntet und über Nacht welken lässt. Das ist für Japan sehr ungewöhnlich, denn normalerweise erntet man direkt am Morgen und verarbeitet die Blätter sofort im Anschluss. Wie so oft ist die Technik Matsumoto-sans aus pragmatischen Gründen entstanden. Er verarbeitet den Großteil seiner Ernte in einer Gemeinschaftsfabrik. Da dort alle vormittags ihre Tees verarbeiten,  entschied er sich den freien Zeitraum danach zu nutzen. Der blumige Duft seiner Blätter bei der Verarbeitung wurde immer sehr gelobt und so beschloss er die Methode konsequent und bewusst einzusetzen. Außerdem setzt er sich in seiner Region Minamata stark für die Bioanbau ein. Aktuell versucht Matsumoto-san ein Netzwerk zu bilden um mehr Bauern zu motivieren aktiv mit der Natur zu arbeiten.

Die menschen hinter dem tee

Die Zeit mit Matsumoto-san war sehr bereichernd. Wenn er von seiner Arbeit erzählt, spürt man die Leidenschaft und Hingabe. Er begeistert und bringt uns oft zum Lachen. Seine ausgeprägte Mimik unterstreicht dabei jedes Wort, dass er spricht.

Einer der Hauptgründe meiner Reisen ist es die Menschen hinter den Produkten und Verpackungen zu kennenzulernen. Zu erfahren was sie antreibt, wie sie leben, sie ihre Werte definieren und wer ihnen zur Seite steht.

Ich bin sehr dankbar für diesen Kontakt.

SHINCHA 2019 SAKURA-NO MOE BEI UND IM SHOP

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